Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Kurs halten – „mitten auf dem Ozean“

Kurs halten – „mitten auf dem Ozean“

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Dr. Godwin Ehigiamusoe, Geschäftsführer der nigerianischen Mikrofinanzbank LAPO

05. Mai 2020

Die Corona-Pandemie und ihre gefährlichen Folgen halten die Welt in Atem. Oikocredits Partner in aller Welt sind davon auf unterschiedliche Weise betroffen. Sie begegnen der Krise im Kontext ihrer jeweils besonderen Situation. Für die Genossenschaft und alle an ihr Beteiligten aber gilt: Herausfordernde Situationen erfordern neues Denken auf vielen Ebenen. „Von Führungskräften lernen. #1Auf eine Tasse Kaffee mit...“ ist eine neue Reihe von Online-Begegnungen, die Oikocredit International gestartet hat.

Von Führungskräften lernen. #1 Auf eine Tasse Kaffee mit... Dr. Godwin Ehigiamusoe

Initiiert hat sie Kawien Ziedes des Plantes, Abteilung soziales Wirkungsmanagement und Innovation in Amersfoort. Den Auftakt als Gesprächspartner machte Dr. Godwin Ehigiamusoe, Geschäftsführer der nigerianischen Mikrofinanzbank LAPO, die im vergangenen Jahr ein erstes Darlehen der Entwicklungsgenossenschaft erhalten hat. Sein spürbares Engagement traf auf das lebhafte Interesse von rund 50 Teilnehmer*innen – Partner aus Ost- und Westafrika, den Philippinen und Kambodscha sowie Mitarbeiter*innen von Oikocredit.

Hans Perk, Oikocredits Regionaldirektor Afrika, zur aktuellen Situation dort: „Wir unterstützen die Partner, bieten neben Webinars, Belastbarkeitstest und Planungen zur Fortführung der Geschäfte zunehmend informelle virtuelle Treffen an, um von den Verantwortlichen zu hören, wie sie ihre Organisationen durch die Krise führen. Wir möchten eine Plattform bieten, auf der wir uns austauschen und von einander lernen können.“

Die Mikrofinanzbank LAPO hat Ehigiamusoe 1987 als Nichtregierungsorganisation gegründet. Seit September 2012 ist sie als lizensierte nationale Mikrofinanzbank in 26 der 36 Bundesstaaten Nigerias aktiv – dem sozialen Wohlergehen und der Stärkung wirtschaftlich benachteiligter und besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen Nigerias verpflichtet. Über 90 Prozent der Kreditnehmer*innen sind Frauen. „Die Organisation zeigt ein außergewöhnliches Engagement für die Verringerung der Armut in Nigeria“, betonte Hans Perk. Wie lässt sich diese Verpflichtung in der Corona-Krise erfüllen?

Alle Zusammenkünfte und Treffen ausgesetzt

Vor welchen Herausforderungen die Organisation, ihre Kund*innen, Mitarbeiter*innen und Geschäftspartner aktuell stehen, erläutert Dr. Godwin Ehigiamusoe während des Webinars so:

„Gestern, am 7. April hatten wir 238 bestätigte Infizierte in Nigeria. In zwei Bundesstaaten und in der Hauptstadt gibt es einen Lockdown, darüber hinaus in mehreren Bundesstaaten teilweise Lockdowns.* Für viele unserer Kund*innen bedeutet das, dass sie ihren Geschäften gar nicht mehr oder nicht in vollem Umfang nachgehen können. Nur noch Geschäfte, die Lebensmittel oder medizinische Artikel verkaufen, dürfen weiter öffnen. Wenn zudem die Infektionsausbreitung verhindert werden muss, kann es auch keine Treffen der Kreditgruppen mehr geben. Wir haben also überlegt, was unser Notfallplan vorsieht und uns an drei Fragen orientiert. Erstens: Wie können wir unsere Kund*innen und unsere Mitarbeiter*innen vor Infektionen schützen? Zweitens: Wie gehen wir mit den Folgen der Krise und den Beeinträchtigungen unseres Geschäftslebens um? Drittens: Wie können wir, wenn es einen kompletten Lockdown gibt, die negativen Auswirkungen auf unsere Kundschaft und die Arbeitsabläufe unserer Organisation abschwächen?“

Die Antwort bei LAPO war, „alle Zusammenkünfte auszusetzen und alle Kreditgruppentreffen zu streichen, damit sich das Virus nicht dort ausbreiten kann. Aus diesem Grund sammeln wir zurzeit auch die Rückzahlungen nicht ein und zahlen keine Kredite mehr aus. Das gilt ebenso für individuelle Kreditnehmer*innen wie für kleine und mittlere Unternehmen“, so Dr. Godwin Ehigiamusoe. Außendienstmitarbeiter*innen seien momentan nicht im Einsatz, die Teams von Zentrale und Regionalbüros arbeiteten wo irgend möglich im Home-Office. Die Tatsache, dass derzeit keine Kredite ausgezahlt würden und es keinen Outflow gebe, so Ehigiamusoe weiter, helfe zudem, die negativen Auswirkungen der Verzögerung bei den Rückzahlungen zu mindern.

Planen, beobachten, neu bewerten, planen

„Wir arbeiten fürs erste nach einem Zweimonatsplan“, erläutert Dr. Godwin Ehigiamusoe und setzt nach: „Wenn die Krise länger dauert, was machen wir dann? Wir müssen auf unsere Kostenbasis und die Lohnkosten schauen um sicherzustellen, dass wir als Organisation weiterarbeiten können. Alle Maßnahmen und Pläne werden fortlaufend mit dem Aufsichtsrat diskutiert“.

„Wir befinden uns mitten auf dem Ozean und kennen die Richtung nicht, in die wir uns bewegen“, sagt Ehigiamusoe. Gerade darum sei der Versuch einer Prognose für die nächsten Monate und ein differenzierter Plan immens wichtig. „Wir müssen unsere finanzielle Situation, unsere Einnahmen fortwährend neu bewerten; ebenso unsere Ausgaben, Mieten, Löhne und so weiter und die zu erwartenden finanziellen Resultate für die Monat April, Mai und Juni.“ Und auch die Frage: Was kommt danach? spiele eine wichtige Rolle, für die Organisation ebenso wie für die einzelnen Kund*innen. „Wir brauchen einen Anschlussplan. Es kann sein, dass unseren Kund*innen das Material für ihre Geschäfte ausgeht; dass sie kein Betriebskaptal mehr haben. Es kann sein, dass sie alles verbraucht haben werden, was sie haben. Wir müssen darauf vorbereitet sein.“

Flächendeckende Unterstützung nötig

Das ist das, was LAPO selbst momentan tun kann, um der Krise zu begegnen. Wie aber reagieren Regierung und Regulierungsbehörden auf die Krise? Für Dr. Godwin Ehigiamusoe steht außer Frage, dass die staatlichen Behörden wissen, wie wichtig finanzielle Stabilität und Unterstützung derjenigen ist, die zu den schwächsten Gruppen der Gesellschaft gehören: „Die nigerianische Zentralbank hat 50 Milliarden Naira (etwa 118 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt, um kleine und kleinste Unternehmen im Land zu unterstützen, die von der Krise betroffen sind.“

Die nationale Vereinigung der Mikrofinanzbanken, deren Kuratorium er angehöre, sei in Kontakt mit der Zentralbank, so Dr. Godwin Ehigiamusoe, und habe Empfehlungen ausgesprochen, wie die Mittel am effektivsten gestreut werden sollten, um flächendeckend wirken zu können. „Dabei ist es ein großer Vorteil, dass es in Nigeria tausende Mikrofinanzinstitutionen über das ganze Land verteilt in ländlichen und städtischen Regionen gibt.“

 Teamgeist, neue Arbeitsweisen, Telefonanrufe

 „Wie motivieren Sie die Mitarbeiter*innen während der Krise, wie halten Sie den Teamgeist und den Kontakt zu den Kund*innen aufrecht, etwas, das unsere Arbeit doch ausmacht?“, wollen gleich mehrere Webinar-Teilnehmer*innen wissen. „Wir sind immer im Gespräch“, antwortet Ehigiamusoe. Motivieren müsse man aber eigentlich niemanden. „Momentan arbeiten wir daran, unseren Angestellten, vor allem denen im Außendienst, eine ganze Reihe Trainingsprogramme auf einer E-Learning-Plattform zugänglich zu machen.“ Er sehe aber auch, sagt Dr. Godwin Ehigiamusoe, dass die Arbeitsweise sich nach der Krise massiv verändern werde. „Es wird eine Verschiebung geben. Wir sehen, wie effektiv und konzentriert man arbeiten kann, ohne dass immer alle anwesend sein müssen.“ Und auch die Methode der Gruppenkredite werde neu bedacht werden müssen. „Besonders jetzt in Zeiten der Pandemie zeigt sich deren Anfälligkeit. Es wird eine unserer Aufgaben sein, künftig das Verhältnis von mehr Individualkrediten zu Gruppenkrediten auszubalancieren.“

Was den Kontakt mit den Kund*innen in Corona-Zeiten angeht, hat LAPO ein verblüffend simpel klingendes Rezept. Die zuständige Abteilung sammelt Telefonnummern aller Kund*innen, die ein Telefon haben. Dr. Godwin Ehigiamusoe. „Wir telefonieren jeden Tag mit unseren Kund*innen und fragen nach, wie es ihnen geht. Ich mache das auch. Das halten wir seit vielen Jahren so; es ist unglaublich wichtig und sehr effektiv, besonders in der aktuellen Situation. Wir fragen, wie die Kund*innen mit der Krise umgehen, was sie tun, um sich und ihr Geschäft zu schützen und welche Erwartungen sie für die Zeit danach haben. Je mehr Informationen wir haben, desto besser können wir sie unterstützen. Das alles kann man in dieser Zeit des Social Distancing hervorragend machen. Es fördert Loyalität und Verbundenheit.“

 

*Die Infektionszahlen, die Ausbreitung in den Bundesstaaten und die Auswirkungen ändern sich täglich. Aktuelle Informationen finden Sie unter: https://www.africanews.com/2020/04/21/nigeria-coronavirus-hub-updates-covid-19/

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