8. Dezember: Standdienst in der Osnabrücker Fußgängerzone
Wir waren zu viert und hatten Glück mit dem Wetter. Anne brachte einen Campingtisch und einen Stehtisch mit, Überraschungstüten zum Verteilen und selbst gebackene Weihnachtsplätzchen. Markus holte den von Heinz-Christian gebastelten Aufsteller mit Fotos von Oikocredit herbei. Ich hatte es geschafft, ein Banner zum Aufstellen, faire Produkte, in denen ein Kredit von Oikocredit steckt, und 32 Broschüren in meinen Fahrradtaschen zu transportieren. Heinz-Christian half mir am Schluss, alles incl. 29 der Broschüren wieder zu verstauen.
Um auf die Passant*innen zuzugehen, nutzten wir Butterbrotstüten aus Pergamentpapier, die wir als „Weihnachtsgruß aus der weiten Welt“ anboten. Mit ihrem per Stempel aufgedruckten Tannenbaum sahen sie entwaffnend unprofessionell aus und wurden manches Mal mit einem überraschten Lächeln entgegengenommen – obwohl erwartungsgemäß längst nicht von allen, die vorbeikamen. Ihr Inhalt: Ein aus Papier gefalteter Kranich, ein Tütchen Kressesamen mit Oikocredit-Aufdruck und, selbstverständlich, ein Flyer zum Thema „Gutes Geld“.
Unsere Erfahrungen bei den Gesprächen: Kaum jemand kannte Oikocredit. Wer sich interessierte, erwartete, wir würden zum Spenden aufrufen. Es war nicht leicht, das Gespräch vom Spenden aufs faire Geldanlegen umzulenken.
Manchmal gelang es aber doch. Eine Frau, die eigentlich wegen der Weihnachtsplätzchen an unseren Stand getreten war, fragte nach, was Oikocredit eigentlich sei. Ich erklärte es ihr ein wenig und spekulierte, mit meinem bei Oikocredit angelegten Geld habe vielleicht eine Frau in Indonesien oder Paraguay einen Kühlschrank für ihren Laden kaufen können und sei inzwischen dabei, ihren Kredit zurückzuzahlen. Ich sei unbesorgt, bei Bedarf mein Geld zurückzuerhalten. Die Frau reagierte mit den Worten: „Das ist eine wunderschöne Idee! Mir geht es gerade sehr schlecht. Aber was Sie erzählt haben – und auch die leckeren Plätzchen übrigens -, hat mir etwas Wärme geschenkt.“
Diese Frau hatte die ungewöhnlichen Chancen, die Oikocredit bietet, verstanden, mit dem Kopf und mit dem Herzen.
Nach unserem Standdienst in zwei Schichten à 1 ½ Stunden hatten wir etwa 25 Gespräche geführt und 270 Tüten verteilt. Die übrig gebliebenen 31 Tüten brachten wir in unseren Nachbarschaften und am Sonntag im Gottesdienst unter die Leute.
Wir wissen nicht, wer den Flyer aus der Tüte zu Hause gelesen hat und wie die Idee von Oikocredit bei diesen Menschen ankam. Trotzdem waren wir zufrieden, weil wir etwas für Oikocredit tun konnten, und hatten in dem Moment wenig Lust, uns die Frage zu stellen: Hat sich der Aufwand gelohnt?
Was meinen Sie eigentlich dazu?